1977, im Jahr meiner Einschulung, begann ich auch mit dem Geigenunterricht an der Musikschule in Beeskow. Auf den Geschmack war ich durch meinen vier Jahre älteren Bruder Sebastian gekommen – und ich hatte mir vorgenommen, das besser zu machen als er. 1981 zogen wir dann – ich war gerade mit der 4. Klasse fertig – nach Großräschen-Süd (früher Grube Ilse/Bück- gen, heute infolge Braunkohle- Tagebaus nicht mehr existent und nun bald Yacht- hafen des Meuro-Sees). Ich besuchte die Musikschule in Senftenberg, und die "musikalischen Untermalungen" von Jugend- weihe-Veranstaltungen waren meine ersten künstlerischen "Höhepunkte".
1984 dann der Umzug nach Freital. Dort wurde ich “umgebratscht” – die einzige Möglichkeit, an der Musikschule weiterhin den staatlich subventionierten Unterricht zu erhalten, da im Orchester (wie immer) die Bratschen fehlten. Ich war auch anderweitig wesentlich stärker engangiert – z.B. in der evangelischen Jugendarbeit. Hier warf die Wende schon ihre Schatten voraus. Sehr bereichernd war der Austausch mit einer Jugendgruppe aus Neu-Ulm, und wer hätte schon zur Zeit unserer konspirativen Treffen gedacht, daß es eines Tages völlig normal sein würde, auch dorthin fahren können – anstatt nur besucht zu werden. Für alle überraschend war dann der Ausgang meines Grundstufen-Abschlusses auf der Bratsche. Es war eine "Fachberaterin" (Talent-Scout auf DDR-deutsch) anwesend, die mich sofort für einen Studienplatz vorschlug - obwohl ich nur die Hälfte des Programms gespielt hatte, und obwohl ich selbst die Prüfung eher als "desaströs" (ein Lieblingswort meines damaligen Lehrers) einschätzte.
Da der sozialistische Staat mir den Zugang zum Abitur verwehrte, folgte nach der 10-klassigen Polytechnischen Oberschule eine Berufsausbildung zum Wirtschaftskaufmann am Hotel Bellevue Dresden.
Trotzdem blieb noch genug Zeit zum Üben, meist zwischen 23.00 und 1.00
Uhr. Früh schlief ich dann auf meinen Aktenbergen ein - mein Beitrag zum Untergang des Sozialismus.
1989 bestand ich tatsächlich (noch DDR!) kurz vor Abschluß der Berufsausbildung die Aufnahmeprüfungen an den Musikhochschulen „Franz Liszt“ in Weimar und "Carl Maria v. Weber" in Dresden, außerdem vertrieb ich mir mit wechselndem Erfolg die Zeit durch Teilnahme an regionalen und DDR-weiten Wettbewerben „Junger Talente/ Jugend musiziert“ in Dresden und Rostock. Ein
Grund für diese Erfolge war der Wechsel zum Bratschenunterricht bei
Herrn Th. Seifert (heute Dippoldiswalde), der sich mit viel Einsatz
mühte, mich das Üben zu lehren - sicher das Wichtigste, was ein
Instrumentallehrer zu vermitteln hat, wenn man voraussetzt, das man Musik mag.
1991 konnte ich dann das Studium in Weimar (bei Prof. Thomas Wünsch,
Hauptfach Viola) beginnen. 1992 fuhr ich erstmals zu einem
"Meisterkurs", zunächst zu Kim Kashkashian. Hier spürte ich als
Hörer zum ersten mal den Geruch des internationalen Künstlertums... 1993
war es Zeit für die Diplom-Vorprüfung. Eigentlich wollte ich danach in
Leipzig weiterstudieren, entschied mich jedoch im letzten Augenblick
dagegen - und bereute es nicht.
Die Kombination aus ruhig dahinfließendem Studium in Weimar und
zwischenzeitlichen Reisen quer durch Europa war unschlagbar, denn kurz
nach dem Vordiplom gab es einige für mich wichtige Veränderungen:
1994 und 1995 war ich Mitglied des Gustav-Mahler- Jugendorchesters
und erhielt 1995 ein Jahresstipendium des Freistaats Sachsen auf
Empfehlung des Orchesters und seines Chefdirigenten Claudio Abbado. Außerdem nahm ich aktiv an Meisterkursen bei Rainer Moog (Köln), Jürgen Kussmaul
(Amsterdam/Düsseldorf), Alfred Lipka (Berlin) und Carol Rodland (Boston) teil, wofür ich u.a. von der Musikakademie Cervo und der Musikhochschule Weimar mit Stipendien unterstützt wurde.
1995 erhielt ich ein Stipendium der Sibelius-Akatemia für ein Austauschsemester bei Matti Hirvikangas in Helsinki/Finnland.
Eine größere Reise führte mich 1996/97 nach Israel als stellv. Solobratscher des Orchesters des SHIRA-Festivals. Weitere Erfolge waren bestandene Probespiele beim -European Union Youth Orchestra, -mdr-Sinfonieorchester
(Substitut)
Eine
gewonnene Soloposition bei der Orchesterwerkstatt des Bayerischen
Rundfunks in Ingolstadt konnte ich wegen Erkrankung nicht mehr
annehmen, Schmerzen unbekannten Ursprungs machten das Spielen zeitweise völlig unmöglich. Im Juli 1999 konnte ich dann endlich mein Diplom komplettieren, aber ein
unvorsichtiger Verzehr von salmonellenverseuchten italienischem Eis
zwang mich erneut in die Knie. Im November 1999 konnte ich mein Studium
dann tatsächlich mit dem Künstlerischen Diplom abschließen, zusätzlich bin ich Inhaber einer Urkunde, die mich zum "Staatlich geprüften Musikschullehrer" erklärt.
2000-2002 absolvierte ich ein Aufbaustudium an der Musikhochschule
„Franz Liszt“ Weimar bei Prof. Th. Wünsch, legte aber zunehmend den
Schwerpunkt auf das Ergänzungsfach Barockvioline/Barockviola bei Midori Seiler
(Berlin). Nach erfolgreichem Abitur und Zulassung zum Medizinstudium
fiel mir der Entschluß, eine berufliche Laufbahn als Musiker aufzugeben,
nicht leicht. Da der Zustand meiner Hände und mein Spiel jedoch auch
nach fast 5 Jahren nicht wieder das Ausgangsniveu erreicht hatten fand ich es
an der Zeit, neue Perspektiven zu erschließen - es gab auch keinen Grund zu
der Annahme, dass weiteres Abwarten eine grundlegende Änderung bringen würde. Trotzdem mir eine weitere Laufbahn als Musiker versagt geblieben ist
bin ich dankbar für die tollen Erlebnisse, die schöne Musik und die
wundervollen Reisen in nahezu alle großen und viele kleine Kulturstädte
Europas. Mit den verschiedenen Orchestern, in denen ich spielte und
spiele war (und bin) ich als Orchstermitglied gerne Gast auf vielen internationalen Festivals wie
Salzburger Festspiele, Wien modern, Edinburgh International Festival,
mdr-Musiksommer, Bolzano Estate, Rheingau-Musikfestival, BBC Proms,
Berliner Festwochen, Internationale Festwochen Luzern/Lucerne Festival, Festival
d'Automne Paris, Mahler-Feest Amsterdam, Dresdner Musikfestspiele,
Güldener Herbst, Bachfest Leipzig, Schumann-Tage Zwickau u.v.a.m. Sehr bereichert hat mich auch die Arbeit mit Künstlern wie Claudio Abbado, Zubin Mehta, Bernard Haitink, Jewgeni Kissin, Hélène Grimaud, Ben Heppner, Thomas Hampson, Helen Donath, Waltraud Meier, Maxim Vengerov, Mstislaw Rostropowitsch und vielen, vielen anderen großartigen Musikern. Auch die Karrieren der Kollegen aus den Jugendorchestern verfolge ich weiterhin mit großem Interesse.
Erste
Berührungen mit „Alter Musik“ hatte ich ab 1995, sporadischer
Unterricht bei Ludger Rémy (Dresden) und Petra Müllejans (Freiburg/ Frankfurt (Main)) sowie in der Folge Konzerte auf
Original- instrumenten begleiteten mein Studium seitdem. Die Anregung
dazu verdanke ich in erster Linie meinem Freund Carsten Hundt, einem hervorragenden Spieler aller großen Saiteninstrumente, der jetzt als Tonmeister neue Herausforderungen sucht.
Ich spiele trotzdem heute immer noch viel, meist "Alte Musik" auf der Barockgeige und -bratsche.
Gelegentlich spiele ich auch etwas "moderne" Bratsche bei verschiedenen Orchestern, ab und an auch noch eine "Aushilfe" bei Orchestern der Region.
Meine eigenen Projekte: L'Antiche Musiche: Musik des deutschen Barock für Violine, Gambe und Cembalo Barrocco: Musik des 16.-18. Jahrhunderts für Flöte, Violine, Gambe und Cembalo
Ein musikalisches Projekt mit ausschließlich medizinischen Kommilitonen war das "Collegium musicum anatomicum". Wir traten einmal im Semester auf: im Winter- semester gestalteten wir ein Weih- nachtskonzert und im Sommersemester die Gedenkveranstaltung für die Körperspender der Anatomie. Seit letztem Semester führen die Kommilitonen diese schon recht alte Tradition fort.
Hier im Bild mit mir ist Jens Martin Gartemann bei einer Vernissage von anatomischen und anderen Zeichnungen von Jens Geiling in der "Ganz kleinen Galerie" im Institut für Biochemie Jena.
Nach dem Ende des Medizinstudiums bin ich von Mai 2009 bis März 2010 wieder mehr als Musiker beschäftigt. Besonders im Dezember hatte ich viele mehr oder weniger schöne Konzerte. Ein Höhepunkt: Die 600-Jahrfeier der Universität Leipzig (Foto). Aber auch die vielen Konzerte in verschiedenen Kirchen von Neubrandenburg bis Zella-Mehlis habe ich sehr genossen, besonders von der Schönheit der Kleinstädte Mitteldeutschlands bin ich immer wieder bezaubert.
In Finnland
Erfreulicher- weise habe ich auch in Oulu Möglichkeiten, Musik zu machen.
Bisherige Höhpunkte waren eine spontane Aushilfe bei einer Produktion von Mozarts Zauberflöte ("Taikahuilu") an der Berufs- fachoberschule Oulu und ein Konzert mit dem Stadtorchester von Kemi (Barockmusik im Norden, eine neue Erfahrung...).
Außerdem konnte ich bisher an Kammerorchester- und Streichquartettkonzerten mitwirken.
Neue Karrieremöglichkeiten tun sich auf: Mit der Singenden Säge am Polarkreis bei Rovaniemi.
In diesen Orchestern war oder bin ich u.a. gelegentlich zu hören: